THERAPEUTISCH-THEOLOGISCHER ANSATZ
Der Ansatz von Jakobsbrunnen ist bewusst überkonfessionell. Wir gehen davon aus, dass Christus mit uns in der Sünde eins wurde, so dass wir mit IHM in der Gerechtigkeit eins sind, um in sein Wesen umgestaltet zu werden (Rö 8,29). Doch als Christen nehmen wir meist keine „interne Trennung“ durch das, was Paulus als Spannung zwischen alter und neuer Kleidung beschreibt (Eph 4,22ff; Rö 6,6; Kol 3,9F) wahr, sondern laufen mit einer konfusen Gefühlswelt herum. Doch gerade eine Differenzierung unserer Gedanken und Gefühle ist unerlässlich, um Klarheit und Veränderung (Herzenserneuerung) zu erfahren.

Denn entweder wird in unserer Theologie das Sündersein betont … und aus Scham darüber mit Leistungsstreben und Perfektionismus verbunden, so dass man sich im bewussten Denken nur noch als guter Christ (aus eigener Kraft) sieht, der alles Schlechte bereits abgelegt hat um nicht durch übermäßige Scham- und Schuldgefühle bis in die Depression getrieben zu werden. Oder der Blick wird nur auf das neue bzw. wahre Selbst gerichtet, wer wir in Christus sind, so dass der Einfluss des Alten ebenfalls ignoriert wird. Als Folge treten in den Beziehungen Probleme mit Mangel an echter Nähe, Narzissmus (Selbstvergötterung) und Richten auf. Wir dürfen als Christen den Einfluss des Alten aber weder auf die eine, noch auf die andere Weise ignorieren, auch wenn wir von Rechts wegen (de jure) nach 1Joh 5,18 als sündlos gelten, da wir fortlaufend neue Sündenvergebung empfangen. Doch de facto bekennen wir nicht sofort alle Sünde und so verbleibt Restsünde in uns, die ihr Unwesen zusammen mit dem Feind in uns treibt und verhindert, dass wir zum Licht Gottes kommen und unser Erbe empfangen (Rö 7; Gal 5,17-23). Christliche Therapie und das Wort Gottes will uns dahin führen, dass wir uns den Kleidern, die vom alten Menschen übrig geblieben sind, stellen können. Dann sind wir durch Buße und die Kraft des Heiligen Geistes fähig, die alte Kleidung abzulegen, innere Heilung für Verletzungen zu empfangen und das Wesen Christi als neue Identität anzuziehen (Kol 3,8-14; Rö 13,14) um unseren Auftrag zu erfüllen.

Eine vertiefende theologische Diskussion über die Wesensbestimmung des Menschen als Ebenbild Gottes und wie sie durch die Prägung der katholischen oder evangelischen Sicht beeinflusst wurde, finden Sie hier.
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